Review: Dragon Quest I+II HD-2D Remake
Vielen Dank an Square Enix & MSM Digital für das Bereitstellen der von uns genutzten Review-Version! Wir haben dieses Spiel für PC getestet.
Wie fange ich dieses Review nun am besten an? Ich könnte hier recht einfach auf meinen Beitrag zum Vorjahresmodell namens Dragon Quest III HD-2D Remake verweisen, anschließend Feierabend machen und alle wären ziemlich zufrieden. Das wäre zumindest meine Einstellung, wenn die Vermeidung investigativen Journalismus intrinsisch verankert wäre. Doch damit geben wir uns hier bei Crystal Universe selbstredend nicht zufrieden – dieses neue Werk der 2D-HD Schmiede von Square Enix wird auf Herz, sowie beide Nieren geprüft.
Nun versuchen wir aber mal wieder etwas ernster zu bleiben. Seit Octopath Traveler durchaus seinen Erfolg verzeichnen konnte, bekamen wir in einer exponentiell anmaßenden Veröffentlichungsmaßnahme einige weitere Titel. Es folgten originelle Titel, dann folgten Remakes, dann folgten erneut Remakes und jetzt werden bald sogar schon die 2D-HD Spiele von Octopath selbst neu veröffentlicht in Form von Octopath Traveler Zero. Zu behaupten, dass Square Enix das Potenzial dieser Nostalgieschiene nicht längst erkannt hat, wäre erlogen.
Nun muss ich bei all dem kapitalistischen Hintergrund jedoch auch eine Lanze brechen – leider bekommt Square Enix mich total damit. Diese simpleren Rollenspiele, neu aufgelegt inklusive dem Zusatz diverser Quality of Life Elemente, berührt mein Herz. Xenogears in 2D-HD ist hiermit gestattet, doch bevor es soweit ist, verrate ich euch meine Eindrücke von Dragon Quest I+II 2D-HD Remake.
Kurzer Disclaimer
Ein Novum für meine Reviews: Ich lasse die Historie ausnahmsweise mal aus. Eine Zusammenfassung dieser befindet sich im gut gebündelten Zustand innerhalb meines Beitrages zum Dragon Quest III 2D-HD Remake. Ihr müsst verstehen: es ist spät und Sandmännchen ist längst überfällig. Vielen Dank.
Anstelle dessen involviere ich meine geehrte Leserschaft nun etwas in meiner Vorbereitung. Beide Spiele habe ich des öfteren in unterschiedlichen Portierungen/Remakes gespielt. Um hier einen vernünftigen Vergleich ziehen zu können, habe ich die Android-Varianten parallel beim Pendeln gespielt, um etwas besser einschätzen zu können, was tatsächlich neu ist. Man könnte also sagen mein letzter Monat bestand so ziemlich aus vier Dragon Quest Spielen mit identischen Inhalten.
Manche Neuerungen werde ich euch jedoch außen vorhalten, weil diese minimal zu sehr in die Spoiler-Richtung gehen. Doch habt keine Sorge – es wird auch so genügend zum Lesen geben. Außerdem werde ich durch das nahezu identische Spieldesign beide Spiele als ein einzelnes behandeln. Normalerweise erkläre ich meine Texte hier nicht im Vorfeld, doch ich denke das nimmt nach hinten heraus eventuell etwas Konfusion. Nun aber zu den Spielen
Die Handlungen

Die Geschichte in Dragon Quest 1 beginnt damit, dass die Welt vom üblen Drachenlord und seiner Gefolgschaft unterjocht wird. Diese sorgen nämlich überall für ziemliches Chaos. Glücklicherweise schlüpfen wir jedoch in die Rolle eines Nachfahren des Helden Erdrick, dessen Abenteuer wir in Dragon Quest III verfolgten. Im Auftrag des Königs machen wir uns schließlich auf den Weg, um eine Möglichkeit zu finden, den bösen Drachenlord zu bezwingen.
Ich will ehrlich mit euch sein – die Handlung ist Papierdünn. Es gibt zwar einige Neuerungen, die dem Ganzen etwas mehr Tiefe geben, jedoch bleibt es über den gesamten Verlauf ein Kampf „Gut gegen Böse“. Das ist per se nichts schlechtes, zumal sie sich bei einer Länge von ca. acht Stunden auch nicht allzu lang anfühlt, doch erwartet euch hier maximal ein modernes Märchen. Ab und an hat das ganze etwas von einem 80er Jahren Shounen-Manga. Das ist aber auch völlig in Ordnung und ehrlicherweise wüsste ich auch nicht, wie man das hätte bei der Vorlage ändern sollen.

Kommen wir zu Teil II. Dieser spielt 100 Jahre nach den Ereignissen von Teil I. Hier spielen wir die Nachfahren des Helden, der den Drachenlord bezwang. Die Welt steht erneut im Blickfeld des Bösen, doch diesmal ist ist des Drachenlords Doppelgänger der Übeltäter – Hargon. Nun gut – der Vergleich ist fies, doch die Designs ähneln sich schon sehr.
Was sich jedoch nicht ähnelt – DQ II ist überraschend tiefgründig. Ja genau – so habe ich auch geschaut als ich es gespielt habe. Während meine Erwartungen beim ersten Spiel ungefähr getroffen wurden, hatte mich der Nachfolger durchaus öfters positiv überrascht. Nun lasst es mich bitte möglichst spoilerfrei erklären. Zum einen ist die Tonalität sehr viel erwachsener. Direkt zu Beginn erleben wir den Untergang eines Königreiches, dessen Bewohner tatsächlich sterben. Darüber hinaus werden über den Verlauf des Spieles deutliche nihilistische Fragen gestellt – DQ II wirft überraschend oft die Frage auf, ob eine Eliminierung aller Monster wirklich die Lösung darstellt, oder ob die Menschen dadurch keinen Deut besser wären.
Darüber hinaus machen vor allem die vier Helden über den Verlauf der Handlung charakterliche Entwicklungen durch (der stumme Held ausgenommen). Ich denke das hat auch einen wichtigen Grund und ich versuche das mal zu verdeutlichen. In Dragon Quest III 2D-HD Remake spielten wir einen stummen Helden, dessen Truppe aus weiteren stummen, von uns selektierten Helden, stammte. In Teil I spielen wir einen stummen Helden, ohne Begleitperson. Dadurch blieb uns vom Grundkonzept her nichts übrig außer in eine passive reagierende Rolle zu gehen.
In Dragon Quest II 2D-HD Remake haben wir zwar auch den stummen Helden, doch dieser wird von drei individuellen Figuren begleitet, die etwas zu sagen haben. Armin, seine Schwester Matilda, sowie Pauline, deren Königreich zerstört wurde. Alle haben ihren eigenen Blickwinkel auf die Welt, der sich im Laufe der Handlung wandelt. Hinzukommt, dass sich die Autoren getraut haben, den Spielfiguren Raum für Diskussion untereinander zu geben.
Das Ergebnis: Wir bekommen eine Handlung, die von ihren Charakteren hervorragend getragen wird und das funktioniert hervorragend. Das lässt DQ I aber leider auch wie einen 10 Stündigen Prolog wirken.
Die Grafik
Also das kann ich jetzt recht kurz machen. Wie bereits in Dragon Quest III 2D-HD Remake ist die Optik sehr fein, die Laufanimationen der Spielfiguren könnten durchaus etwas animierter sein und die Gegnervielfalt, sowie die Effekte sind wirklich anschaulich. Abzüge gibt es an dieser Stelle für die üblichen Recolors von Feinden, sowie einer eher geringen Designvielfalt der Dungeons in Teil I. Also mal ehrlich liebes Square Enix Team – ich rechne euch hoch an, dass ihr Dragon Quest I sichtlich erweitert, doch warum müssen ca. 90% der Dungeons aus nahezu immer gleichwirkenden Höhlen bestehen. Bei Dragon Quest II ist das nämlich komischerweise kein Problem mehr. Da sind die Dungeons wieder echt optisch abwechslungsreich.
Die Musik
Auch hier können wir es im positiven knapp machen. Die typischen Dragon Quest Musikstücke sind hier erneut vertreten und hören sich fantastisch an. Hier gibt es keine negativen Überraschungen und auch die neu interpretierten Melodien aus Teil II sind wirklich schön gelungen. Minimalen Abzug gibt es aber auch hier für die Vielfalt. Bei Teil I fiel mir das weniger dramatisch auf – da war ich auch beschäftigt mich über die Höhlen aufzuregen – doch in Teil II ging mir die typische Musik innerhalb der Dungeons mit der Zeit gewaltig auf den Keks. Ich empfehle hier ab einem gewissen Punkt Stummschaltung und paralleles Abspielen von anderer Musik.
Nun aber nochmal ein großes positives Wort – die Spreche der Dialoge machen einen wirklich fantastischen Job. Gerade im Hinblick auf mein Lob zur Handlung von Teil II, empfinde ich das als erwähnenswert, weil es den HD Pixelfiguren nochmal einen Charakterschub gibt.
Das Gameplay
Kommen wir nun aber zum größten Schub des Spieles – nämlich dem schnellen Spielsystem. Wie bereits letztes Jahr erwähnt, haben wir es hier mit der simpelsten Grundformel eines japanischen Rollenspiels zu tun. Wir schlüpfen in die Rolle des vermeintlichen Helden, reisen durch die Welt, quatschen mit hunderten Leuten bis zu hundert Mal, finden Schätze und schnetzeln uns durch ein ganzes Battalion an Monstern.

Das Spieldesign führt hier keine wesentlichen Änderungen ein. Das ist jedoch auch nicht notwendig, da ich dieses einfache Spielgefühl ganz gerne habe. Zwar könnte ich jetzt nicht ausschließlich sowas spielen, doch ab und an ist das ganz nett und man erhält genau das, was beworben wird. Nun spielen sich aber beide Spiele doch minimal anders.
So haben wir bezüglich der Erkundung in beiden Spielen die nahezu selben Designs, doch im Kampf sieht das etwas anders aus. Wie bereits im Original ist unser Held in Teil I eine One-Man-Show. Wir kämpfen stets alleine, doch diesmal nicht gegen ausschließlich einen Feind, sondern gerne auch gegen Gruppen. Ihr könnt euch sicherlich denken, dass der Schwierigkeitsgrad dadurch signifikant ansteigt. Und tada – dem ist auch. Gerade im letzten Drittel werden die Kämpfe deutlich komplexer und ihr müsst taktieren. Der Held kann hier nämlich – ähnlich wie ein Schweizer Taschenmesser – einfach alles. Dadurch muss aber auch jeder Zug gut durchdacht sein, da es gilt die Ressourcen gut zu nutzen. Dragon Quest I 2D-HD Remake ist also sowas wie das Character Action Pendant des klassischen japanischen Rollenspieles.
In Teil II dürfen wir dann mit mehreren Charakteren spielen. Die Kämpfe werden zwar auch durchaus happig aber zu viert kämpft es sich dann doch etwas angenehmer. Minimal nervig ist nach wie vor die Tatsache, dass im Kampf gefallene Charaktere nur durch bestimmte (recht seltene) Items oder der Kirche wiederbelebt werden können. Das schmeckte mir nicht so ganz, da man auch schonmal schnell im Dungeon einen Fehltritt macht. Alles in allem sind beide Spiele aber gut machbar von der Schwierigkeit.
Beide Spiele bieten auch ein gutes Batzen an Zusatzinhalten, wobei Teil II hier mit deutlichem Vorsprung dominiert. Grundsätzlich bin ich der Meinung, dass Dragon Quest II 2D-HD Remake das Magnum Opus der Trilogie darstellt, da hier auch am meisten gewerkelt wurde. Dies meine ich nahezu ausschließlich im Positiven.

Doch nun muss ich ein paar Worte der Kritik äußern. Die Zufallskämpfe gingen mir wirklich schnell gewaltig auf den Keks. Ich bin jetzt ehrlichweise nicht mega empfindlich, wenn es um den typischen Random Encounter geht. Erfolgt dieser jedoch alle drei Schritte, erwacht in mir der innere Lothar Matthäus. Der Wermutstropfen besteht darin, dass die Kämpfe recht zügig sind. Gerade Teil II hat jedoch einige Verliese, deren labyrinthartiges Design in Kombination mit den Zufallskämpfen recht frustrierend wird.
Punkt 2: Die Spiele haben neben der Erkundung echt gar nicht mal so viel zu bieten. Den Running Gag mit dem Angeln erspare ich euch jetzt Mal. Ich möchte jetzt auch nicht die wirklich nervige Vielfalt eines Final Fantasy VII – das ist deutlich zu viel des guten und ein simples „Drücke den Knopf genau jetzt“ – Event genügt mir auch. Doch mangelt es den Dungeons grundsätzlich an Rätseln – und um Gottes Willen keine Kisten- und Schlüsselrätsel. Man läuft wortwörtlich von A nach B, während man die Karte im Blick hält.
Das ist ja auch völlig in Ordnung, doch hätte ich mir hier mehr als eine spärlich verteilte Tombola und die üblichen Minimedaillen gewünscht. Wie wäre es beispielsweise mit Turnieren, irgendeinem Kartenspiel oder vielleicht sogar einer Art Tower Defence. Sowas hilft einem mehrstündigen Rollenspiel ungemein, nicht zu monoton zu werden. Gerade Dragon Quest I ist nicht die Art von Spiel, deren Handlung das gesamte Gerüst trägt.
Die Wertungen
Damit kommen wir dann zu den Wertungen.
Gameplay:
Eine gesunde Mischung aus Simpel und Komplex – mehr Abwechslung jedoch gewünscht
Sound:
Die üblichen Klänge, teils sehr schön neuinterpretiert, mehr Abwechslung für Dungeons gewünscht
Grafik:
Sieht alles wieder einmal sehr schön aus, jedoch zu viele Recolors und zu ähnliche Dungeons in Teil I
Geschichte:
Teil I papierdünne Heldengeschichte, Teil II überrascht sehr positiv
Das Fazit
Trotz meiner kritischen Worte kann ich dieses Spielepaket sehr empfehlen – gerade an Fans der Reihe, sowie grundsätzlich Rollenspielanhängern. Dragon Quest I fühlt sich sehr wie eine Art spielerischer Prolog zu Teil II an. Letzterer profitiert hier nämlich am allermeisten von der Neuauflage. Die Handlung ist wirklich gelungen, das Spieldesign hat diese fesselnde Simplizität und auch nach vielen Stunden konnte ich mein Steam Deck nur selten wirklich beiseite legen. Das sind einfache Rollenspiele, die schlichten Spaß machen. Da verzeihe ich auch durchaus, dass sich manches doch recht monoton anfühlt. Ich bin mir jedoch auch bewusst, dass die Leute, die hier bock drauf haben, auch exakt wissen, worauf sie sich einlassen. In diesem Sinne: Macht doch bitte endlich die Xenogears 2D-HD Remake Definitive Edition. Ich sag auch jedem, dass es eure eigene Idee war… und wehe man kann da nicht angeln.
Dragon Quest I+II HD-2D Remake erschien am 30. Oktober für Nintendo Switch 1+2 , PlayStation 4/5, Xbox Series und PC via Steam







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