Review: Octopath Traveler 0
Vielen Dank an Square Enix & MSM Digital für das Bereitstellen der von uns genutzten Review-Version! Wir haben dieses Spiel für PC getestet.
Während wir uns chronologisch am Ende des Jahres befinden, dachte Square Enix sich: Wie wäre es wenn wir mit Octopath noch vor den Anfang gehen – ihr wisst schon: Ein Prequel.
An dieser Stelle muss ich mich geringfügig outen: Ich habe zwar den ersten Teil gespielt – und fand den rein spielerisch sogar ziemlich dufte, doch vom Nachfolger habe ich so gar keine Ahnung. Dortige Neuerungen, die hier übernommen wurden, werde ich hier also dreisterweise als die Leistung von Octopath Traveler 0 anmerken.
Historie
Nun aber erstmal wieder etwas Historie zu Beginn. Wir schalten kurz in das Jahr 2017 respektive an dessen Anfang. Es gibt eine wirklich sehr umfangreiche Show zur Veröffentlichung von Nintendos neuester Konsole – die Switch wird vorgestellt. Während die Präsentation sehr lange war und so ziemlich fast gar nichts zeigte, abgesehen von Personen die kurz auf die Bühne sprangen, um zu sagen, dass irgendwann mal was von denen kommt. Mensch war das schön als Bayonetta 3 sechs Jahre im Voraus angekündigt wurde, bevor Metroid Prime 4 dann acht Jahre im Voraus angekündigt wurde (Ja, so lange und vermutlich noch länger ist das in Entwicklung gewesen).
Aber unter all diesen Ankündigungen befand sich auch etwas besonders kurioses: Ein Rollenspiel in Pixel Optik und das von Square Enix. Das namenlose 2D-HD Spiel hat erstmal das halbe Nerd-Internet nervös gemacht und alle sahen schon das Final Fantasy VI Remake kommen, doch weit gefehlt – es war eine gänzlich neue IP mit deren Erfolg nicht mal Square Enix gerechnet hat.
Auf den Erfolg knüpften ein Sequel und ein dutzend 2d-HD Spiele, die allesamt eins wollen: Eure Nostalgie in Geld verwandeln. Und was soll ich sagen: Das funktioniert so gut, dass ich jedes neue 2D-HD Remake respektive Spiel sehr willkommen heiße. Zwischen dem besagten Sequel Octopath Traveler II und dem Erstlingswerk gab es aber ein weiteres Spiel, dass zeitlich vor dem ersten spielt… nun müssen wir uns aber ganz doll festhalten: Es war ein Spiel fürs Smartphone konzipiert mit Gacha-Elementen. Um dem Ganzen jetzt noch eins draufzusetzen: Octopath Traveler 0 ist eine Art Remake von diesem Spiel für alle gängigen Systeme… und es hat keine deutsche Sprachausgabe. Während ich 3/4 der Leser hiermit potenziell verscheucht habe – darf der Rest jetzt erfahren, ob ich das denn auch gut heißen kann.
Die Geschichte
Auch hier muss ich gestehen: Ich habe verstanden, dass es sich bei diesem Spiel um ein Prequel handelt, doch was das jetzt genau mit dem ersten Teil zu hat, habe ich in meinen knappen 50 Stunden nicht so ganz verstanden.
Nach einem kurzen, aber immerhin netten, Charaktereditor finden wir uns in der Rolle des Protagonisten wieder. Während eines Festes im Dorf wird dieses von einem Bösewicht angegriffen und restlos niedergebrannt. Als einer der wenigen Überlebenden entschließen wir uns, Rache auszuüben und das Dorf in einem Rutsch wieder aufzubauen.
Die drei Bösewichte waren scheinbar alle auf der selben „Wie werde ich super Bösewicht“ – Realschule, denn die könnten kaum mehr, wie aus dem Lehrbuch stammen. Die eine ist mega Profitorientiert und brutal, der andere ist furchtbar machthungrig und brutal… und der letzte ist die obligatorische „Ich bin einfach nur verrückt“ – Antagonistenfigur.
Man muss jetzt jedoch fairerweise sagen – auch im ersten Teil ist die Stärke nicht die Handlung des Spiels. Darüber hinaus gibt es auch ein paar ganz schöne Nebengeschichten, die sogar mal überraschen dürfen. Ebenfalls wird das Schicksal der Dorfbewohner hier und da ganz gut thematisiert. So fühlt es sich allem in allem an als man eine Zivilisation wieder aufbaut, was mich direkt an Act Raiser oder Digimon World erinnert.
Ich denke jedoch auch, dass die Handlung insgesamt eher zweckmäßig ist für die Rollenspiel Elemente. Doch bevor ich zu denen komme, verliere ich noch ein Wort zu Optik und Musik
Musik und Optik
Ich denke in dem Fall ist es in Ordnung das zusammenzufassen. Die Musik ist super, die Soundeffekte sind in der Regel gut gewählt und optisch sieht das Spiel typisch sehr pixelschön aus.
Nun muss ich jedoch sagen nachdem ich einige andere 2D-HD Titel gespielt habe – weniger Graustufen und buntere Farben würden der Welt nicht schaden, sondern sie weniger als eine trostlose Welt wirken lassen.
Die Texte sind im übrigen sehr breit vertont und das in einer gewohnt guten Qualität. Ich wünschte wirklich, dass ihr die selben Sprecher auch für eure ganz großen Projekte ranholen würdet, Square Enix.
Das Spieldesign
Nun schließen wir aber mit dem Herzstück dieses Rollenspieles ab. Rein spieltechnisch ist Octopath Traveler 0 ein sehr gutes Rollenspiel aus Japan. Wir haben eine typische Mischung aus Erkundung, Kampf und neuerdings Städtebau.
Ersteres besteht aus den üblichen Aktionen. Wir laufen von Karte zu Karte, reden mit jedem und treiben die Geschichte dadurch aktiv voran. Neu ist (für mich zumindest), dass unser Protagonist alles kann. Im ersten Spiel hatte jeder der acht Spielfiguren eine Feldfähigkeit, wie beispielsweise Stehlen, Herausfordern, etcs. Das kann der Protagonist jetzt alles auf einmal. Das resultiert zwar stellenweise darin das wir in jeder Stadt erstmal jeden ansprechen, dann was über sein Leben erfragen, ihn dann verprügeln, ihn anschließend zwingen uns irgendwas zu schenken und danach laden wir ihn noch in die Stadt ein oder nutzen ihn als Support im Kampf. Irgendwie so in der Reihenfolge wird jeder neue Ort abgeklappert. Das ist jedoch deutlich unterhaltsamer als es klingt.
Wer sich übrigens gefragt hat, wo denn mal die Gacha Elemente waren: Das waren die einzelnen Figuren, die wir treffen. Wir folgen nämlich keinen Acht Figuren mehr, sondern den Handlungssträngen der Bösenliga. Im Laufe dieser Handlungen haben wir Figuren kennengelernt, deren kurze Nebenhandlung dazu führte, das wir sie rekrutieren können. Für Octopath Traveler 0 bedeutet das eine Wagenladung an Charakteren, die auf ewig in unserer Reserve verbleiben.
Der Kampf
Wir laufen insgesamt mit acht Spielfiguren rum (So rechtfertigt Square Enix nämlich weiterhin den Namen des Spiels). Das ist sehr positiv, da ich es grundsätzlich willkommen heiße, wenn auch viele mitkämpfen dürfen. Dabei hilft das serientypische „Break and Boost Battle System“. Das bedeutet im Klartext. Jeder Gegner hat einen Schild mit Wert X, der bricht sobald wir in der Anzahl X seine Schwachstellen getroffen haben. Ist ein Soldat also empfindlich gegen Axtangriffe, sein Schild beim Wert 3 und wir treffen ihn entsprechend oft, dann wird er gebrochen. Der Schaden gegen ihn erhöht sich und er bleibt über einen Zeitraum Handlungsunfähig. Während des Kampfes sammeln wir Riskpoints pro Zug. Damit können wir Fähigkeiten besonders verstärken oder mehrmals hintereinander angreifen. Sind diese jedoch aufgebraucht, dauert es über einen Zug bis sich die Anzeige wieder füllt. Es ist also ein klassisches Risk and Reward.
Das Kämpfen macht entsprechend richtig viel Spaß und geht gut einher mit dem Spielfluss. Die Scharmützel überdauern in der Regel auch nicht, sondern sind zügig vorbei. Bei den Charakteren selbst habe ich grundlegend nur einen Aspekt zum Meckern: Durch die schiere Anzahl sind sehr viele eher Klassengebunden und haben ehrlicherweise eher langweilige Fähigkeiten. Das macht die Truppe auch eher austauschbar, da natürlich jeder Charakter an den jeweiligen Punkt im Spiel gekoppelt ist, wo er noch stark ist.
Einen Klassenwechsel kann nur der Protagonist vollziehen, was ihn zwar vielseitig macht, die anderen jedoch auch noch begrenzter einsetzbar. Eventuell wären hier sekundäre Klassen für jede Spielfigur eine gute Lösung gewesen, oder mehr Fähigkeiten für individuelle Charaktere.
Der Aufbau der Stadt
Ein letzter Aspekt ist der Aufbau der Stadt – der ist schön. Also ihr braucht an dieser Stelle kein Anno zu erwarten. Wie bei einem typischen Mobile Game gibt es eine Anzeige, die Aufgaben und Quests voraussetzt. So müsst ihr beispielsweise zwei Dekorgenstände aufstellen oder auch mal etwas umfangreicher der Handlung einer Schlüsselfigur folgen. Letztere sind oftmals ganz schön und behandeln ganz interessante Themen, die jedoch leider nie zu viel Tief Raum aufgrund ihrer Kürze erhalten.
Die Wertungen
Damit kommen wir dann zu den Wertungen.
Gameplay:
Rundum sehr gelungen, allerdings zu viele Spielfiguren ohne Tiefe
Sound:
Sehr schöner Soundtrack, fehlen leider nur ein paar Ohrwürmer
Grafik:
Wunderschönes Pixel Artwork, hier und da minimal zu viel Grau
Geschichte:
Zu zweckmäßig, aber ein paar nette Nebenhandlungen
Das Fazit
Spiele, wie Octopath Traveler 0, machen es mir grundsätzlich immer sehr einfach. Es sind gute Spiele, die rein spieltechnisch nahezu einwandfrei laufen. Auf der anderen Seite ist die Handlung wirklich eher ein Mittel zum Zweck. Natürlich bin ich nicht das Non Plus Ultra, sondern andere werden bestimmt auch daran Spaß finden. Das Spiel hat zudem tolle Vertonung, stimmige Soundtracks und auch grafisch bin ich mehr als zufrieden. Weniger Grautöne wären trotzdem schön und Tick, Trick und Track des Bösen überzeugen nicht so ganz. Das und ein ausgeprägtes Angelminispiel fehlt…
Octopath Traveler 0 erschien am 04. Dezember 2025 für Nintendo Switch 1+2 , PlayStation 4/5, Xbox Series und PC via Steam.





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