Review: Voice of Cards: The Isle Dragon Roars
Vorneweg: Vielen lieben Dank an Square Enix für ein Testexemplar des Spiels für die PlayStation 4 und die Nintendo Switch!
Dieses Review ist komplett spoilerfrei!
Uno und Maumau sind nur ein paar der Kartenspiele, mit denen die meisten von uns schon in ihrer Kindheit in Berührung kommen. Während wir früher durch Windows 95 nur Solitaire und Hearts als digitale Kartenspiele kennengelernt haben, befinden wir uns dahingehend in 2021 in einer regelrechten Karten-Revolution. Auch wenn dieser Trend seinen Anfang in verschiedenen Indiespielen nahm, so werden Karten heutzutage in allen möglichen Games verschiedener Größen und Genres genutzt. Hier hat Voice of Cards: The Isle Dragon Roars, das neue Spiel von Square Enix und unter der Führung von Yoko Taro, aber noch einmal eine Schippe draufgelegt. Der durch Drakengard und Nier berühmt gewordene Creative Director hat hier ein JRPG erschaffen, das quasi NUR aus Karten besteht.
Inhalt
Die Geschichte
50 Jahre vor Beginn des Spiels wurde die mittelalterliche Welt von VoC durch einen mächtigen Drachen bedroht. Er hat unzählige Städte zerstört und Menschen getötet. Um dieser Bedrohung entgegenzutreten, stellten die Menschen eine Armee zusammen und schafften es, das Ungetüm an einen bestimmten Ort einzusperren. Nun ist der Drache aber wieder zurück, sodass die Menschheit sich abermals dem wütenden Ungeheuer stellen muss.
Für Ruhm und besonders für Reichtum, meldet ihr euch als der geldgierige Schwertkämpfer Dust (oder welchen anderen Namen ihr ihm geben möchtet), in Begleitung eurer dinoartigen Monsterdame Marin, freiwillig, um den Kontinent von der Gefahr durch den Drachen zu befreien. Doch ihr werdet noch viel lernen und viele neue Freunde um euch sammeln müssen, bevor ihr dieser Aufgabe gewachsen seid. Im Stil eines Tabletop-RPGs, erleben sie ein fantastisch inszeniertes Abenteuer.
Das Gameplay
Wie bereits zu Anfang erwähnt, so besteht die gesamte Welt des Spiels aus Karten. Jeder Charakter, jedes Gebiet und jeder Dungeon wurde komplett aus Karten erschaffen. Dabei ist jede Karte von den Details her sehr schön gestaltet.
Eine Charakter-Karte erzählt dabei immer eine eigene Geschichte und je weiter man hier in der Geschichte vorankommt, desto mehr wird von dieser Geschichte freigeschaltet. Gleiches gilt auch für Monster-Karten – hier ist es so, je mehr man von einem Monstertypen besiegt, desto mehr erfährt man von ihrer Geschichte.
Über das Feld bewegen wir uns mit dem linken Analog-Stick, nach und nach decken wir so die einzelnen Karten des Gebiets auf. Bereits aufgedeckte Karten, können wir mit dem rechten Analog-Stick ansteuern und so weite Entfernungen überbrücken.
Sollte man sich einmal etwas verloren vorkommen, so kann man sich mittels der Dreieck-Taste immer das aktuelle Ziel der Hauptstory anzeigen lassen.
Die Kämpfe
Für die verschiedenen Kämpfe des Spiels wird extra eine Art Spielbrett auf den Tisch gelegt, auf dem wir dann unsere Karten-Charaktere mit Karten-Fähigkeiten die Karten-Monster angreifen lassen.
Die Kämpfe laufen Rundenbasiert ab, wobei das Spielbrett ebenfalls sehr schön und mit vielen Details gestaltet ist. Direkt zu Beginn des Spiels, bekommen wir das Kampfsystem sehr gut erklärt und auch im weiteren Spielverlauf, wenn neue Elemente hinzukommen, erhalten wir immer eine Erklärung, sodass man das System schnell verstehen lernt.
Jeder Charakter, egal ob aus der eigenen Gruppe oder der der Gegner, besitzt drei Werte:
- Angriffskraft (links)
Zeigt die Basisangriffskraft des Charakters an. Erhöhen kann man diese, durch Ausrüsten einer besseren Waffe und durch Level Anstieg des Charakters. - HitPoints [HP] (mitte)
Die maximalen HP des Charakters, sinken diese auf 0, so gilt der Charakter als Kampfunfähig, mittels Item oder Skill anderer Charaktere können diese wiederbelebt werden. Erhöhen kann man diesen Wert ebenfalls durch Ausrüstung und Level Aufstieg des Charakters. - Verteidigung
Die Verteidigung des Charakters, vor einem Angriff sollte man immer erst die eigenen Werte mit dem des Gegners vergleichen.
Jedem Charakter stehen unterschiedliche Skills (max. 4) zur Verfügung. Ein Skill, kann immer ausgeführt werden oder aber der Charakter kann einfach nichts tun. Andere Skills kosten Juwelen, die genaue Anzahl sieht man immer rechts unten auf dem Bild des Skills. Mit jedem Zug den man im Kampf ausführt, erhält man einen Juwel – wie viele Juwelen zur Verfügung stehen, sieht man auf der linken Seite des Spielbretts. Stehen keine Juwelen zur Verfügung, können Skills, die Juwelen verbrauchen, nicht genutzt werden.
Ab einem bestimmten Level, können die Charaktere sogenannte „Talente“ erlernen. Diese bilden passive Skills und wirken permanente Auswirkungen auf den Kampf aus, wenn sie ausgerüstet wurden. Zum Beispiel werden bei Kampf ende die HP des Charakters um eine bestimmte Menge geheilt.
Im späteren Spielverlauf, kommen noch unterschiedliche Zustände im Kampfsystem hinzu. So gibt es zum Beispiel den Frost-Zustand. Bei diesem wird der Charakter eingefroren und für eine bestimmte Dauer, für die Dauer des Kampfes oder bis dieser Angegriffen wird handlungsunfähig.
Auch Elemente spielen eine größere Rolle, besitzt ein Gegner eine Schwäche gegen ein Element, so erleidet er durch dieses mehr Schaden, besitzt er eine Resistenz dagegen, so erhält er weniger Schaden.
Geht man siegreich aus dem Kampf hervor, so erhalten wir EP, durch die die Charaktere im Level aufsteigen, sowie Gold. Zusätzlich kann man noch einen Schatz erhalten, hier kann man dann aus drei Karten wählen.
Die Welt
Die Welt von VoC entspricht dem typischen Fantasy Setting, mit mittelalterlichen Rittern, Magie und Monstern, die man auch in den meisten anderen JRPGs unserer Zeit antrifft.
Entgegen diesem klassischen Setting müssen wir die visuelle Darstellung des Spiels nochmal ganz deutlich hervorheben. Nahezu alles in VoC wird in Form von Karten dargestellt. Dabei reden wir nicht nur von Fähigkeiten, sondern auch von Charakteren und Monstern, Ausrüstung, die Spielwelt und sogar die Handlung selbst. Städte, Dungeons und die Oberwelt werden auf einem Tisch als Karten ausgelegt, sodass man mit einer schachähnlichen Spielfigur von Spielkarte zu Spielkarte springen muss, um sich fortzubewegen. Dabei ist es euch natürlich nicht ohne weiteres möglich „auf“ eine Wand oder ins Meer zu laufen.
Die Geschichte wird euch durch einen Erzähler vorgelesen, der die entsprechenden Textpassagen währenddessen Karte für Karte auf den Tisch legt. Oft genug kann man hier den schelmischen und teils verdrehten Humor von Yoko Taro erkennen, für den er durch seine anderen Spiele so beliebt ist.
Die mit viel Liebe zum Detail dargestellten Charaktere wurden von der Character Designerin Kimihiko Fujisaka entworfen, welche bereits in der Drakengard-Serie ihr Können unter Beweis gestellt hat. Während die Darstellung der Chars in unbeweglichen 2D-Bildern für JRPGs ohne AAA-Budget und Visual Novels üblich ist, bietet die Darstellung in Form der Spielkarten eine kreative Abwechslung.
Alles in allem wurde die Idee einer aus Karten erschaffenen Welt sehr konsequent durchgesetzt, was sich aber in manchen Bereichen des Spiels nicht nur als Vorteil herausstellt. Es wird sich durchgehend die Zeit genommen, um das Hinlegen der Karten als Animation darzustellen. Dies gilt sowohl für das Aufrufen des Pausenmenüs, als auch für noch simplere Sachen, wie den Kauf eines Items. Dabei wird zwar erneut die Liebe zum Detail klar, die Yoko Taro und sein Team in Voice of Cards gesteckt haben, aber die Animation beansprucht trotzdem Zeit. Im Gegensatz zu den Pausenmenüs anderer Spiele, wie zum Beispiel Final Fantasy X, muss man sich in Voice of Cards gedulden, bis alle Karten an ihren Platz gelegt werden. Wir reden hier zwar nur von vielleicht einer Sekunde Wartezeit, aber diese ist nach ein paar Stunden Spielzeit trotzdem negativ aufgefallen.
Bewegen wir uns über das Feld, so können hier zufallsbedingt Ereignisse auftreten:
- Kämpfe
Es stellen sich uns einige Gegner in den Weg, dies es nun zu bekämpfen gilt. Werden bei diesem Kampf alle Charaktere Kampfunfähig, so heißt es Game Over, man kann dann den letzten Autosave- oder Manuell erstellten Spielstand laden. - Ereignisse
Diese können unterschiedlich ausfallen, so kann man hier auf „Gefahren“ treffen, hier richtet es sich dann nach unserer Entscheidung, ob wir ohne Schaden aus dieser Gefahr hervorgehen oder ob unsere Charaktere Schaden erleiden. Des Weiteren können wir „Hinweise“ finden, die uns Positionen für Schätze verraten. Aber auch Ausrüstung können wir einfach so auf dem Feld finden. - Treffen
Wir können auch auf andere Charaktere treffen, oft lassen diese uns ohne ein Gespräch stehen, jedoch erhalten wir hier dann oft einen neuen Eintrag zur Geschichte des Charakters.
Es gibt aber auch kleine Nebenquests, die man zum Beispiel in Städten durch andere Charaktere erhält. Neben kleinen Belohnungen, die man bei einem Abschluss erhält, erfahren wir in der Regel auch immer etwas über den Charakter, der uns diese Nebenquest gegeben hat.
Oft muss man bei diesen Nebenquests Entscheidungen treffen, die dann den Abschluss der Nebenquest beeinflussen.
Generell ist zu empfehlen, dass man in einer Stadt mit allen Charakteren mindestens einmal reden sollte.
In Städten hat man zudem Zugriff auf einige Gebäude:
- Gasthaus
Sorgt für komplett Heilung aller Charaktere - Apotheke
Kauf von Heilungsmitteln - Waffenladen
Kauf von neuen Waffen und Rüstungen - Itemladen
Nützlich Items für unterschiedliche Zwecke - Spielhalle
Zum Spielen des eigenen Kartenspiels innerhalb des Spiels - Kutscher
Zum Schnellreisen an bereits besuchte Orte
Das Menü
Das Spielmenü bietet uns, wie in vielen Spielen, erst einmal eine Übersicht über unsere Charaktere, deren Skills, Ausrüstung und ermöglicht uns unsere Gruppe anzupassen.
Auch eine Übersicht über unsere Items darf nicht fehlen.
Doch Achtung: Man kann nicht unendliche viele Items oder Ausrüstungsstücke mit sich tragen. Bei einem Händler haben wir am oberen Bildschirmrand eine Übersicht, Items können wir maximal 30 und Ausrüstung maximal 100 Stücke mit uns tragen.
Sehr interessant ist der Punkt „Sammlung“, hier erhalten wir eine Auflistung aller Karten, von Ausrüstungs-, Item-, Gegner- und Charakter-Karten, die wir im Laufe unseres Abenteuers gesammelt haben. Durch das Führen von Gesprächen mit anderen Charakteren oder mehrmaliges bekämpfen desselben Gegners, werden bei diesen Karten weitere Teile ihrer Geschichte freigeschaltet.
Man sollte also immer wieder einmal in die Sammlung schauen und sich die Geschichten durchlesen.
Das Kartenspiel im Kartenspiel
Es hört sich komisch an, aber als kleinen Zeitvertreib, bietet uns Voice of Cards, was bereits ein Kartenspiel ist, ein eigenes Kartenspiel.
Ziel ist es bei diesem Kartenspiel Punkte zu sammeln, wer am Ende die meisten Punkte hat, der gewinnt das Spiel und erhält zur Belohnung einen Preis.
Aus einem Kartenpool werden beiden Spielern immer wieder Karten zur Verfügung gestellt, mit diesen müssen nun Bündel erstellt werden. Hier ist zu beachten, dass man immer nur zwei Karten mit dem gleichen Wert oder drei Karten mit aufeinanderfolgenden Zahlen zu einem Bündel packen kann.
Haben wir zum Beispiel zwei Karten erhalten, deren Wert jeweils zwei beträgt, können wir diese zu einem Bündel zusammenfügen und ablegen, dadurch erhalten wir vier Punkte, da die Werte der Karten addiert werden.
Bekommen wir Karten, wo es keine Karten mit dem gleichen gibt, jedoch mit auf einander Folgenden Zahlen, zum Beispiel mit den Kartenwerten zwei, drei und vier, können dieser als dreier Bündel zusammengefasst werden und abgelegt werden. Dafür erhalten wir neun Punkte.
Maximal kann man drei Kartenbündel besitzen, man muss also immer wieder welche von ihnen aufgeben, hier sollte man darauf achten, dass man immer das mit dem geringsten Wert aufgibt, da man ansonsten zu viele Punkte verliert.
Das Spiel endet, wenn alle Karten aus dem Pool verbraucht sind.
Der Spieler mit den meisten Punkten gewinnt dann das Spiel.
Unsere Wertungen
Geschichte:
Durch die Erzählung der Geschichte im Format der Karten und die Stimme des Synchronsprechers sowie die vielen kleinen Geschichten, die man entdecken kann, schaffen eine sehr schöne Atmosphäre.
Gameplay:
Die Idee die Spielwelt auf Karten zu erschaffen, ist etwas neues. Man findet sich sehr schnell zurecht, die Steuerung sehr einfach gehalten. Es macht Spaß die Gebiete zu erkunden und auch die Kämpfe sind nicht frustrierend, sodass man nicht erst lange Level Phasen einlegen muss.
Sound:
Schon direkt zu Beginn des Spiels kommt das Gefühl der NieR-Reihe auf, der Soundtack wirkt beruhigt. Man merkt hier, dass das Team um Yoko Taro am Werk war. Es passt einfach an allen Stellen im Spiel.
Grafik:
Als im Spiel ist sehr detailreich gezeichnet, dennoch wirkt die Grafik nicht überladen. Eingefügte Effekte der Karten lassen das Spiel nicht einfach nur platt erscheinen.
Fazit
Der Aufbau der Spielwelt, die detailreiche Gestaltung sowie die Geschichte schaffen eine wirklich fantastische Atmosphäre.
Anfangs erscheint Voice of Cards als ein eher unscheinbares Spiel, doch merkt man nach etwas Spielzeit bereits, dass es wirklich viel zu bieten hat. Man kann sich hier einfach mal treiben lassen, muss keine schweren Rätsel oder übermächtige Bosse besiegen oder bei einigen Kämpfen verzweifeln. Durch die typische Hintergrundmusik, die man zum Beispiel durch die NieR-Reihe kennt, wird das Spielerlebnis noch einmal sehr gut untermalt.
Etwas negativ aufgefallen sind die Animationen, gerade beim Legen der Karten oder beim Navigieren in den Menüs, da auch dort alles eine „Ablege“-Animation besitzt. Dadurch benötigt alles etwas mehr Zeit.
Dennoch ist Voice of Cards: The Isle Dragon Roars ein wundervolles Spiel, das sich lohnt zu spielen.
Getestet haben wir aktuell die PlayStation 4 Version und werden uns ebenfalls noch die Nintendo Switch Version anschauen, deren Ergebnisse wir hier noch ergänzen werden.
Voice of Cards: The Isle Dragon Roars, steht seitdem 28. Oktober 2021 für PlayStation 4, Steam und Nintendo Switch zur Verfügung.
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