Review: Balan Wonderworld

Bühne frei für das erste Spiel der neuen Square Enix-Marke Balan Company,
in Kooperation mit jap. Spieleentwickler Arzest!

Balan Wonderworld bezaubert vor allem durch das Schaffen immenser Erkundungslust bekräftigt durch die Vielfalt an Umgebungen und nützlichen Fähigkeiten, die dem Spiel Mängel verzeihen lassen können. 

Doch wie schneidet der 3D-Action-Plattformer genauer betrachtet ab?

Gespielt wird auf der Nintendo Switch, hauptsächlich im Einzelspieler-Modus.

Kostüme

Die umfangreiche Kostümauswahl lässt das Erkunderherz schneller schlagen und versorgt mit einer Vielzahl an Möglichkeiten. Ob als Elektroqualle Stromstöße verteilen und durch Wasserwege schwimmen, als Wachvogel Tornados zurückzuschicken oder sich als Staubsauger gekleidet Objekte und Gegner einverleiben, um sie natürlich auch verschießen zu können – Es macht Spaß in verrückten Kostümen durch die Level zu wandern. Ebenso sind gewisse Kostüme auffindbar, die je ein Minispiel beginnen. Mit Freude habe ich sie das erste Mal begonnen, um später jenen zwei auszuweichen, die mir zu ungenau erklärt wurden. 

Leider können einige Kostüme aufgrund des Vorhandenseins von nur einer Aktionstaste nicht springen. Trägt man ein Kostüm, so kann man nicht manuell auf ohne Kostüm wechseln. Diese zwei Tatsachen “schaffen” das Problem, dass man in den Abgrund springen muss, wenn man nicht ebenerdig weiter oder zum Checkpoint kommt, um seine Kostüme zu wechseln. Dennoch haben es mir die vielerlei Fähigkeiten angetan, keine ist exakt gleich. Einige stellen sich als insgesamt hilfreicher heraus als andere, so kann Farmen von Nöten sein, da sie sammelbar und nicht “Einmal freigeschaltet – Immer auswählbar” sind.
Nicht am angenehmsten, doch eine vertretbare Entscheidung. 

Weltendesign

Die dutzend Welten laden durch ihren spannenden, verwinkelten Aufbau zum vollkommenen Erkunden ein. Jede besitzt ein Thema und eine Spielmechanik, der es folgt. Die Details sind dementsprechend gestaltet und geben ein adäquates Bild ab. So setzt ein Kapitel auf zeitweilig aktivierte Nacht, während ein anderes auf Perspektivensänderungen setzt. Gepaart mit den Fähigkeiten ergeben sich weitere Möglichkeiten, sein Ziel zu erreichen. So kommt immer wieder die Versuchung auf, mit neu gesammelten Kostümen, vorherige Level zu betreten.

Musik

Die Musik sagt mir in jedem Moment des Spiels zu, passend zum jeweiligen Weltendesign. Stimmig, atmosphärisch und vielseitig unterstützt sie die Geschehnisse. Kein Wunder, denn Ryo Yamazaki, unter anderem bekannt durch sein musikalisches Wirken an Final Fantasy oder Kingdom Hearts, ist der federführende Komponist. Die Songs am Ende jeden Kapitels sind auf Balanese, so nannten die Entwickler die Sprache von Balan. Sie haben eine tatsächliche Bedeutung, auch wenn man die Worte nicht versteht, so wippt man fröhlich mit. 

Progression

Positiv stimmt mich ebenso die angenehme Progression. Zu Beginn ist nur ein Kapitel zugänglich. Sammelt man genügend Balan-Statuen, die in jeden Level zu finden sind, so schalten sich kontinuierlich weitere Kapitel frei. Es ist eine gute Balance zwischen dem Gefühl, nicht auf Statuen achten zu müssen und dem akribischen Suchen jeder einzelnen, vorhanden. So werden gleichzeitig 2 bis 3 neue Kapitel freigeschaltet, welche einem erfreulicherweise freie Wahl bei der Reihenfolge lässt. 

Bosskämpfe

Die Bosskämpfe der einzelnen Kapitel sind unterhaltsam und größtenteils eines Bosskämpfes würdig. Angriffen ausweichen und, insgesamt dreimal, Schaden zufügen ist die Devise. Je nach Gegner, einfacher gesagt als getan. Sie haben bestimmte Schwachstellen, die es herauszufinden gilt.

In Arenen passender Aufmachung untermalt mit stimmiger, actiongeladener Musik machen die teils kurzen Kämpfe großen Spaß. Der finale Boss hat mich angebracht überrascht. Eingerahmt sind sie in kurz-knackigen Videosequenzen, die die jeweilige Geschichte erzählen. Überspringbar sind diese jederzeit – kommt gerade recht, wenn man den Sieg nicht mit einem Musical feiern möchte. 

Dieses Bossdesign erinnert an einen verrückten Rummel.

Story

Die humorvolle Geschichte des Spiels umspannt Kurzgeschichten, die pointiert dargestellt sind und von unterschiedlichsten Menschen in schwierigen Zeiten handeln. Von einem jungen Mädchen mit großen Interesse an Krabbeltieren über einen alten Mann, der freiwillig die Stadt sauber hält, bis hin zu einem Feuerwehrmann, der sich seiner Angst stellen muss, ist alles dabei.

Die Darstellung kann teils sehr düsteres implizieren und macht gespannt auf die Lösung der Situation. Durch die Sequenzen wird ein wenig klarer, wie die Rollen der Akteure verteilt sind. Letztendlich kommt die Geschichte zu einem ausgefallen-rührenden Ende, das nicht alle meine Fragen beantwortet, doch angemessen die Handlung abschließt. 

Die Tim

Die Tim sind unsere flauschig-knuffigen Begleiter. Sie können in den Akten jedes Kapitels helfen und treiben auf der Tim-Insel, unserer Basis, ein Rad an, durch das sich das Aussehen der Insel in kleinen Schritten entwickelt. Man füttert sie mit in den Leveln gesammelten Tropfen, so werden sie vom Aussehen her individueller und passen sich dem Gefressenen farblich an. Je nach Farbe, haben sie unterschiedliche Fähigkeiten.

Pinke können z.B. Gegenstände wie Schlüssel oder Eier herantragen. Klingt gut – doch kann man weder bestimmen, welche Tim welche Kristalle essen dürfen noch welche einen begleiten. Es fühlt sich kaum an, als könnte man einen aktiven Nutzen aus diesem Spielaspekt ziehen. Eine wunderbare Idee, doch mangelt es an passender Durchführung. 

Mit Zeit entstehen Variationen~

Einstieg & Erklärungen

Woran es ebenso mangelt, sind Erklärungen – gerade im Einstieg des Spiels. Abrupt landet man auf einer bis dato unbekannten Insel. Die simple Steuerung findet man selbst heraus, lediglich, wie man Tim füttert wird erklärt. Ebenso wird durch das Spiel selbst und der offiziellen Website impliziert, dass die Tim eine größere Bedeutung haben. Weder eine umfassende Erklärung noch Details zum Stand / Aufbau / Funktionsweise der Welt von Balan werden einem gereicht. Das schlussendliche Wissen basiert allein auf Beobachtungen in den Videosequenzen. Leicht übertroffen beim Blick auf die offizielle Website. So fühlt es sich, das Spiel allein genommen, teils zusammenhangslos an.

Dies spiegelt sich auch im Nebenziel auf der Tim-Insel wieder. Wie erwähnt, können diese ein Rad antreiben. Jener lässt einen Zähler hoch ticken. Es wird innerhalb des Spiels nicht erklärt, wie man diesen erhöht. Der Zufall von Tim verfolgt zu werden und neben dem Rad zu stehen, brachte mich darauf. So fühlt es sich ein erledigtes Nebenziel in Form kleinen Verbesserungen der Insel nicht ganz erfolgreich an. Man nicht genau weiß, ob man auf etwas bestimmtes hinarbeitet oder lediglich einer Nebenbeschäftigung nachgeht, die nicht als klassisches Nebenziel zu verstehen ist.

Weiterhin steht auf der Tim-Insel eine Statue, die man mit Regenbogentropfen füttern kann. Diese erhält man nur, wenn man ein bereits komplettiertes Level erneut abschließt oder eine kleinere gleichaussehende Statue, je Akt eine, berührt. Es wird mir weder deutlich, noch ist mir bekannt, welchen Nutzen es hat. 

Manche Segen bleiben wohl unerkannt! ^^“

Balans Balgerei 

Einer meiner größten Kritikpunkte und der Grund, warum ich das Spiel nicht auf 100% abschließen werde, ist “Balans Balgerei”. Einem Visual-Quick-Time-Event, bei dem man kurz vor dem übereinstimmenden Moment von Video und Silhouette einen beliebigen Aktionsknopf drücken muss. Drückt man bei allen Abfragen im perfekten Moment, so bekommt man eine Balan-Statue. Schafft man es nicht, so muss man das Level abschließen und komplett von vorne starten. 

Die ersten Male sind spaßig und liefern Abwechslung, doch in kommenden Leveln gibt es mehr Abfragen innerhalb einer Balgerei, welche sich durch die schnell ähnlich vorkommenden Videosequenzen länger zieht als antizipiert / gewollt. Zusätzlich gibt es am Anfang nur eine solche Statue pro Akt, später drei. 

Meine persönliche Frustration dieser Tatsache lässt sich kaum in Worte fassen. Ein Indikator eines klassischen Quick-Time-Events wäre hilfreich, da die Silhouette teils kaum zu erkennen ist.

Bugfrei ?

In meiner Spielzeit von 25 Stunden war das Spiel nicht komplett frei von Bugs. So funktionierte z.B. an einem essentiellen Punkt in 7-2 ein Trampolin nicht mehr, das ich kurz zuvor noch verwendete. Ich habe verschiedenes probiert, doch einzig das Level neu zu laden half.

Ebenso trat im Multiplayer der Bug auf, das Spieler 1 als Dämmerling im erschöpften Zustand geblieben ist und beide Spieler nicht mehr springen konnten. Keine Abhilfe beim Wechsel des Kostüms. Mehrmals hintereinander aufgetreten. Der Zweite konnte erst wieder springen, wenn Erster komplett seine Kostüme verliert und nach dem Neuladen erneut springt. Ein weiterer Bug trat bei Auswahl eines anderen Kostüms am Checkpoint auf. Bei Bestätigung wurde Gewünschtes durch Dämmerling ersetzt und ich blieb im Bildschirm hängen. Nur zurück zum Titelbild war möglich und half.

Multiplayer

Wie zuvor beschrieben, traten im Multiplayer so einige spieltechnische Probleme auf. Die Dämmerling-Bugs sorgten dafür, dass es den Sinn verlor, es in diesem Kapitel, 3 Akt 2, zu probieren. Zusätzlich raubte die Kamera den Spaß der zweiten Person. Sie ist an den ersten Spieler gebunden, was es schwierig macht, eigenständig Gegnern auf den Kopf zu springen, da die Perspektive das Tatsächliche verzieht.

Kommen sich beide Charaktere zu nah, so fühlt es sich an und sieht es aus, wie zwei Magneten, die weder Zusammen noch Auseinander wollen. Dies ist der Tatsache geschuldet, dass man aneinander “kleben” kann, um zusammen gezielt Fähigkeiten einzusetzen und zu kombinieren. Es eröffnet viele Möglichkeiten, doch führt dazu, dass Spieler 2 insgesamt eher passiv spielt. Diese Gründe machten es uns nicht möglich, den Multiplayer zu genießen und weiter ausprobieren zu wollen.

Zusätzlich empfinde ich ein Missfallen daran, dass der Multiplayer im Launch Trailer als optimale Weise des Spielens angepriesen wird. Unsere persönliche Erfahrung zeigte eher das Gegenteil. Ein Splitscreen hätte der Switch-Version sicherlich gut getan, zumal sie z.B. in der Steam-Version vorhanden ist.

Ein kleines noch nennenswertes Manko ist, dass es auf der Tim-Insel, keine einfach zugängliche Übersicht über die Kostüme und ihren Ursprungskapiteln gibt. Zwar hat man vor dem Betreten eines abgeschlossenen Kapitels sowie innerhalb die Möglichkeit einzusehen, doch störte dies durch den zusätzlichen Laufweg meinen Spielfluss so manches Mal.

Unsere Wertung

Grafik

60

Die kinematischen Videosequenzen sind ein Augenschmaus, ansonsten schwächelt es besonders bei der Kantenglättung. In Immersion rückt dies eher in den Hintergrund.

Sound

90

Atmosphärisch, mitreißend und zu jeder Gegebenheit passend – solange man sich mit Musicalszenen, nach geglückten Bosskampf, anfreunden kann! Kein Bange, wie alle Szenen skipbar.

Steuerung

65

Extrem simpel gehalten – LSC Bewegen, RCS Kamera, L & R Kostümwechsel und restliches eine gleiche Aktionstaste. Im der Sprung und der Fall lassen sich ausreichend lenken – solange man in einem Kostüm nicht erschöpft ist.

Charaktere & Handlung

70

Die unterschiedlichsten Charaktere werden genügend und die Geschichte ist passend dargestellt, auch wenn manche Geschehnisse unbeleuchtet bleiben.


Gesamtwertung

Es ist schwer, eine Zahl für meinen gesamten Eindruck von Balan Wonderworld aufzustellen, deshalb verzichte ich darauf. Mein geschriebenes Wort beschreibt meine vielseitige Meinung geeigneter. Ich bin begeistert von dem Weltendesign, der Musik, der Möglichkeit so vielseitig erkunden zu können, der einfachen Tatsache eines 3D-Action-Plattformers und den witzigen Kostümen. Meine Hoffnung auf Besserung bestimmter Aspekte der Demo wurden nicht erfüllt. Die Probleme sind zuvor ausführlich beschrieben worden. Balan Wonderworld hält für mich sehr viel Potenzial inne, doch mit diesen Schwierigkeiten kann ich es im Vollpreis momentan nicht empfehlen. Im großen Rabatt jedoch definitiv eine Überlegung wert!

Werde ich in Zukunft in das Spiel eintauchen? Der Wille 100% zu erreichen, ist nicht vorhanden – im Gegensatz zur weiteren Kapitel-Erkundung und einhergehend dem Einsammeln von jeglichen Kostümen. Jedes Level auf den Kopf stellen und dabei gemütlich Balan-Statuen zu sammeln, klingt für mich doch sehr verlockend. 

Balan Wonderworld erschien am 26. März 2021 für die Nintendo Switch, PlayStation 4 & 5, Xbox Series X|S und auf Steam und liegt preislich bei 59,99€, eine Demo ist verfügbar.
Lese hier über meinen Ersteindruck in unserem diesbezüglichen Review. 

Ich hoffe, dieser Bericht hat euch gefallen und erleichtert euch die Entscheidung über den Kauf des Spiels. Bei Fragen oder Anmerkungen schreibt gerne einen Kommentar.

Quelle: Balan Wonderworld / Nintendo Switch, Diskographie Ryo Yamazaki, Launch Trailer / Nintendo DE YouTube Kanal, Website – Balan Wonderworld / Square Enix

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